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Es gibt drei Hauptgruppen der an Rio +20 Beteiligten: die offiziellen Staats- und Regierungsrepräsentanten, die Unternehmer und die Vertreter aus den Völkern. Jede Gruppe ist Träger eines Projektes und einer Vision für die Zukunft.
Die offiziellen Repräsentanten, schlagen wieder gemäß dem „Null-Entwurf“ den abgegriffenen Begriff der nachhaltigen Entwicklung vor, die nun einen grünen Anstrich trägt. Dabei vergaßen sie allerdings einzugestehen, dass die nachhaltige Entwicklung kläglich gescheitert ist. Michail Gorbatschow sagt: „Das aktuelle Modell des Wirtschaftswachstums ist unhaltbar; es verursacht Krisen, soziale Ungerechtigkeit und birgt die Gefahr einer Umweltkatastrophe.“ (O Globo 8/6/2012). Die wesentlichen Elemente, die das Leben aufrechterhalten, haben sich verschlechtert, wie es in der Systemischen Evaluation des Ökosystems des Millenniums von 2005 heißt und im kürzlich erschienenen UNEP-Bericht (Umweltprogramm der Vereinten Nationen) wiederholt wurde. Der „Null-Entwurf“ von Rio +20 erkennt, dass „nachhaltige Entwicklung weiterhin ein entferntes Ziel bleibt“ (Nr. 13). Doch mit ihrem dogmatischen Festhalten an nachhaltiger Entwicklung, die tatsächlich materielles Wachstum bedeutet, tun sie nichts anderes als immer wieder dasselbe wiederzukäuen.
Auf überzeugende Weise trägt Gorbatschow weiterhin vor: „Zwanzig Jahre nach Rio-20 umgibt uns Zynismus und Hoffnungslosigkeit für viele.“ Leiden die Vertreter des aktuellen Weltsystems an einer Art von Lobotomie? Sie spüren nicht, wie sehr die Umwelt schon bedroht ist. Lieber retten sie das Finanzsystem und die Banken, anstatt das Leben zu sichern und die Erde zu schützen. Schon stehen alle Warnzeichen und Alarmstufen auf Rot.
Die Unternehmer, die eine wichtige Rolle spielen, werden sich der Grenzen der Erde, des Bevölkerungswachstums und der Erderwärmung bewusst. Sie warten nicht auf einen quasi unmöglichen Konsens der UN- und Regierungsversammlungen. Über hundert leitende Unternehmer trafen sich in Rio vor der offiziellen Veranstaltung. Sie beabsichtigen, einen G-0 Gipfel zu schaffen im Gegensatz zu den G-2, G-7 oder G-20. Zuversichtlich erklären sie: „Wir müssen das Kommando übernehmen.“ Ihre gemeinsame Agenda geht in Richtung einer „grünen Wirtschaft“, nicht als Beschönigung, sondern durch Senkung der CO2-Emissionen und größtmöglichen Naturschutz. Allerdings sind dies nur 1 % der Unternehmen mit einem Kapital von über einer Milliarde Dollar, wie die „Financial Times“ kürzlich erwähnte. Sie legen dar, dass das Problem nicht durch das gängige Modell gelöst werden kann, das versucht, Nachhaltigkeit und Profit miteinander zu vereinbaren.  Die Aktionäre wollen nicht im Namen der Nachhaltigkeit auf ihren Gewinn verzichten. Die Nachhaltigkeit wird so geschwächt, dass von ihr kaum noch etwas übrig bleibt. Zumindest haben diese Unternehmen das Problem erkannt: Entweder sie ändern etwas, oder sie werden mit allen anderen zugrunde gehen.
Die dritte Gruppe besteht aus den Vertretern der Völker. Tausende kamen aus den verschiedensten Ländern, die Globalisierungsgegner oder „Altermundialisten“ (deren Ziel eine andere Welt ist), diejenigen, die zeigen möchten, wie sie solidarisch wirtschaften und nach den Richtlinien des Fair Trade handeln, sich für die Bewahrung der traditionellen Samen einsetzen, sich gegen gentechnische Manipulationen wehren, sich für organische Familienbauernhöfe einsetzen, für Öko-Dörfer und alternative Energien. Hier sieht man eine andere Produktions- und Konsumweise, die eher in Einklang mit den Rhythmen der Natur steht und aus einer anderen Blickweise auf eine Erde mit Würde und Rechten resultiert.
Zusammenfassend würde ich sagen, dass in der ersten Gruppe die Resignation vorherrscht, in der zweiten Gruppe die Agitation und in der dritten Gruppe die Hoffnung.
Meine Vorhersage für den Ausgang von Rio +20: Die offizielle Versammlung durch die UN wird die Grüne Wirtschaft gutheißen, die auf derselben kapitalistischen Produktionsweise beruht. Dies wird den Unternehmen ermöglichen, mit den Schätzen und Gütern der Erde Handel zu treiben. Man wird eine Weltumweltorganisation gründen, die sich an den Richtlinien der Welthandelsorganisation orientiert.
Die Unternehmen werden auf die Regierungen Druck ausüben, damit diese sich nicht in ihre Geschäfte der Grünen Wirtschaft einmischen. Sie wollen freie Hand haben, denn alles dreht sich nur um eine Wirtschaft mit niedrigem CO2 -Ausstoß, die daher als umweltfreundlich gilt, obwohl sie im gängigen Modell verhaftet bleibt.
Die Vertreter der Völker werden eine Alternative zur Grünen Wirtschaft lostreten: die Solidarische Wirtschaft. Sie werden weltweite Initiativen gründen gegen die Vermarktung der Ressourcen und Güter wie Wasser, Böden, Saaten, Urwälder, Meere etc., die als Gemeingüter der ganzen Menschheit verstanden werden.
Noch werden wir keinen großen Schritt in Richtung eines neuen Paradigmas einer Weltgesellschaft machen, doch kommen wir angesichts der auf uns zukommenden Umweltkrisen nicht darum herum. Das kollektive Leiden wird uns bittere Lektionen erteilen. Dieses Leid wird uns die Liebe lehren und die Sorge um das Leben, um die Menschheit und um Mutter Erde. Das sind die Voraussetzungen für die Zukunft, die wir wollen.